«Sie musste sich in Kenia verstecken»

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In der Nacht auf Mittwoch töteten Unbekannte die Baslerin L. B.* in ihrem Haus in der kenianischen Siedlung Milimani. Zwei ihrer Angestellten entdeckten die Leiche der 74-Jährigen in der Garage. Hinweise deuten darauf hin, dass die Frau vergewaltigt und erwürgt wurde. B. wohnte seit 1993 in Kenia. Kenianischen Medien zufolge lebte sie dort allein mit 48 Katzen. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bestätigt den Tod einer Schweizerin in Kenia.

Wie Bekannte des Opfers berichten, lebte B. mit Katzen, Hühnern, Hunden und Eseln auf einer Art Bauernhof. Eine Frau und zwei Männer seien bei ihr angestellt gewesen. Die Trauer ist gross. «Es macht mir weh, dass sie nicht mehr da ist und auf diese Weise sterben musste», sagt ihr langjähriger Freund C. V.* (67).

Abgelegener Wohnort

«Sie hatte Angst um ihr Leben. Sie erzählte mir schon seit Jahren immer wieder, dass sie sich verstecken müsse, weil man sie ermorden wolle», sagt V. Deshalb sei sie auch in die hinterletzte Ecke Nairobis gezogen. «Die Verfolgung muss etwas mit der Auflösung einer Beiz in Nairobi zu tun gehabt haben.»

Laut V. zog es L. B. wegen der Liebe nach Kenia. «Sie lernte als junge Frau in den Ferien in einem Hotel einen Massai kennen und verliebte sich in ihn.» In der Folge habe sie die Zelte in der Schweiz abgebrochen. «Sie hatte eine gute Erbschaft. Obwohl sie in Basel ein gutes Leben hätte führen können, ohne zu arbeiten, wollte sie nicht mehr zurückkommen.» Lange habe die Ehe mit dem Massai aber nicht gehalten. «Er nutzte sie nur aus. Nach zwei Jahren war ihr Geld weg.»

«Sie war keine Missionarin»

Kenianische Medien bezeichneten das Opfer als Missionarin. C. V. verneint dies vehement. «Sie war keine Missionarin. Mit dem Christentum hatte sie nichts am Hut. Sie war ein Freigeist, der Tiere über alles liebte.» Um ihre Tiere nicht verlassen zu müssen, habe sie trotz der Bedrohung in Kenia bleiben wollen.

Über Facebook pflegte sie einen losen Kontakt zu Basler Bekannten. Auch der ehemalige Primarschulkollege A. S.* ist erschüttert: «Was sind das für Menschen, die jemandem sowas antun? Mir fehlen die Worte.» Das Opfer habe ein verrücktes Leben gehabt. «Sie geriet immer wieder an die falschen Männer. Sie war dreimal verheiratet, wie sie mir erzählte, nachdem wir über Facebook nach Jahren wieder in Kontakt gekommen waren.»

Pech mit Männern

Einst war sie laut S. mit einem Alkoholiker verheiratet. «Nachdem er sie geschlagen hatte, trennte sie sich wieder von ihm.» Mit einem weiteren Ehemann habe sie ein Musikstudio betrieben. «Der wollte dann mit der Einrichtung abhauen, was sie aber noch verhindern konnte.»

Laut S. engagierte sich L. B. stark für den Tierschutz und lebte vegan. «Oft schickte sie mir Links von entsprechenden Beiträgen, um mich auch auf den richtigen Weg zu bringen.»

Sie habe gern geholfen

A. S. beschreibt das Opfer als Menschen, der alles Mögliche gemacht habe, um zu helfen. «Auch wenn Tieren etwas passierte, war sie zur Stelle», sagt der 75-jährige Basler. Er vermutet: «In Kenia dachten die Leute wahrscheinlich, dass diese gute Frau viel Geld hat. Deshalb wurde sie überfallen und getötet.»

Auch ihrem Basler Facebook-Freund C. H.* bleibt sie als Mensch in Erinnerung, der gerne half. L. B. sei zudem originell und weltoffen gewesen. Trotz der örtlichen Distanz war sie laut H. mit ihrer Heimat noch stark verbunden. «Sie war eine alte Basler Seele. Sie schrieb mir oft in altem Baseldeutsch.»

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