Heroin ist out – Kokain liegt weiter im Trend

Heroin war gestern: Gemäss dem Jahresbericht Sucht 2016/17 der Stadt Bern traten im vergangenen Jahr lediglich 17 Personen neu oder wieder ins heroingestützte Behandlungsprogramm der Kontrollierten Drogenabgabestelle (Koda) ein. Vor zehn Jahren waren es noch deren 29 gewesen. Die Mehrheit der Koda-Patienten ist mittlerweile zwischen 45 und 54 Jahre alt. «Wir haben keinen einzigen Patienten mehr unter 25», sagt Koda-Leiterin und Grossrätin Barbara Mühlheim. Nur noch vier Prozent der Betroffenen seien jünger als 30.
«Heroin ist schlicht nicht kompatibel mit den Anforderungen unserer Leistungsgesellschaft», erklärt Regula Müller, Leiterin Koordinationsstelle Sucht, den rückläufigen Trend. Heute seien eher aufputschende als beruhigende Substanzen gefragt. Im Zuge ärztlicher Heroinverschreibungen habe die Droge zudem einen «kranken Beigeschmack» erhalten: «Das schreckt Jugendliche ab», so Müller.
Leichte Zunahme bei den Kiffern
Während der Heroinkonsum abgenommen hat, erfreuen sich andere Drogen anhaltender Beliebtheit. Bei der Drogeninfo Bern, einem Angebot von Contact Mobil, können Konsumierende von Party- und Freizeitdrogen ihren Stoff prüfen lassen. Unter den getesteten Substanzen im Berichtsjahr rangierten Kokain (33%), Amphetamin (32%) und MDMA (17%) auf den vordersten Plätzen. «Gerade bei Partygängern liegen diese Drogen nach wie vor im Trend», sagt Eric Moser von Contact Mobil. Regula Müller fügt an: «Anzeichen für eine massive Zunahme des Kokain-Konsums gibt es aber nicht.»
Leicht zugenommen hat im Berichtsjahr der Suchtmittelkonsum von Schülerinnen und Schülern der achten Klasse. Verglichen mit dem Schuljahr 2014/15 stieg der Anteil Achtklässler, die mindestens wöchentlich Alkohol konsumierten, von 0,8 auf 1,2 Prozent. Auch erhöhte sich die Zahl der Cannabis-Konsumierenden. «Das sind lediglich Schwankungen im kleinen Bereich», sagt Müller. Im Vergleich zu den Nuller-Jahren dieses Jahrhunderts sei der Suchtmittelkonsum in dieser Altersklasse zudem deutlich tiefer.
Situation bleibt «stadtverträglich»
Der Drogenkonsum im öffentlichen Raum blieb laut Bericht auf «stadtverträglichem» Niveau. Will heissen: Eine bestimmte Anzahl Suchtkranker ist und bleibt in der Öffentlichkeit sichtbar, zu Szenenbildungen kommt es aber nicht. Damit dies auch so bleibe, dürften «die Anstrengungen von Suchthilfe-Organisationen, Pinto und Kantonspolizei nicht reduziert werden».