Sensationsfund im Po Allerwerteste Informationen

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Man könnte sie auch als Kehrseite der Geschichte bezeichnen: Informationen über das Leben im 18. Jahrhundert, die Forscher im Po einer spanischen Jesus-Statue gefunden haben. Der Hohlraum barg Dokumente, die allerwerteste Hinweise liefern – etwa auf Krankheiten.

Von Oliver Neuroth, ARD-Studio Madrid

Solche Szenen kommen normalerweise in Science-Fiction-Filmen vor, im realen Leben vielleicht noch bei der Grundsteinlegung eines Hauses: Ein Dokument von heute, zum Beispiel eine Zeitung, wird in einen Behälter gelegt, dieser wird verschlossen und eingemauert. Spätere Generationen finden ihn dann idealerweise, öffnen ihn und halten ein Zeitzeugnis aus dem Leben ihrer Vorfahren in den Händen.

So geht es nun auch den 500 Bewohnern von Sotillo de la Ribera, zwei Autostunden nördlich von Madrid. Gema Ramiréz und Ángeles Comba wollten eine alte Jesus-Statue aus der Dorfkirche restaurieren. Dabei fiel ihnen auf, dass die Statue einen Hohlraum hat – und zwar im Po. Darin: zusammengerollte Zettel.


Jesus-Statue als Zeitkapsel

Die beiden schrien kurz auf; sie dachten, es wäre eine Maus. Aber nein, es handelte sich um zwei handgeschriebene Dokumente aus dem Jahr 1777. Sie sollen von Joaquín Mínguez stammen, der damals Kaplan der Kathedrale eines nahe gelegenen Ortes war. Unterschrift und Datum auf den Zetteln belegten das, bestätigt Historiker Efrén Arroyo.

“Auf den Dokumenten sind Notizen darüber, wie das soziale Leben damals aussah, welche Krankheiten es gab”, berichtet er. “Es geht vor allem um das Leben in dieser Region. Zum Beispiel schreibt der Autor auch, wo genau Schulen waren und Universitäten. Und wie die Wirtschaft funktioniert hat.”

Der Historiker spricht von einem Sensationsfund. Nach seinen Worten hat der Kaplan darauf gehofft, dass seine Notizen später einfach gefunden werden. Die Jesus-Statue habe quasi als Zeitkapsel gedient.

“Er hat die Zettel in der Statue versteckt und wollte, dass sie in einem anderen Jahrhundert entdeckt werden. Das ist jetzt ein Vierteljahrtausend später passiert”, lächelt er. “Und zwar durch einen Zufall.”

Zettel sollen in den Podex zurück

Die Dokumente kommen nun ins Archiv der Diözese Burgos. Doch die beiden Restauratorinnen, die den Schatz gefunden haben, wollen die historischen Zettel kopieren und diese wieder in die Statue legen – in denselben Hohlraum im Po.

Das sei die Kapsel für Generationen in der Zukunft, sagen sie. Ob die Zettel irgendwann noch einmal gefunden werden, weiß niemand. Jedenfalls dürften sie dann für eine weitere Überraschung sorgen.

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