Geheimdienstler auf Abwegen machen Kasse

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 Der Mazedonier B. M. meidet zur Zeit die Schweiz. Er soll rund ein Dutzend Kriminelle ausgenommen haben.

Der Fall Eberle weitet sich zur Korruptionsaffäre aus. Gegen ehemalige und aktuelle Bundesangestellte werden massive Vorwürfe erhoben. Die Polizei ermittelt.

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B. M.* ist ein gefragter Mann. Der Mazedonier wird vom flüchtigenn Ostschweizer Betrüger Peter Eberle gesucht, nachdem er ihm 150’000 Franken abgenommen hat. Aber nicht nur Eberle will B. M.: Rund ein Dutzend weitere Männer aus der Schweiz sind hinter dem angeblichen Geheimdienstmitarbeiter her. Und alle wollen ihr Geld wieder haben.

Sie fühlen sich von B.M. betrogen. Und nicht nur von ihm. 20 Minuten liegen Aussageprotokolle vor, welche Mitarbeiter des Bundesamtes für Polizei (fedpol) und des Staatssekretariats für Migration (SEM ) ins Zwielicht rücken. Ermittler der Zürcher Inter-Dek Agency haben die Protokolle der Kantonspolizei Luzern übergeben.

«Sie wussten in allen Details Bescheid»

Die protokollierten Aussagen stammen von Männern, die mit dem Schweizer Gesetz in Konflikt geraten waren: Kriminelle vom Balkan, denen die Ausschaffung aus der Schweiz drohte. Bei ihnen tauchte jeweils unvermittelt B. M. auf. Im Schlepptau hatte er den Schweizer M. E.* , einen ehemaligen Polizeibeamten und Mitarbeiter des fedpol. Die beiden Männer gaben sich laut Zeugen jeweils als Geheimdienstler aus: Der Mazedonier B. M. als sogenannte VP (Vertrauensperson), Ex-Polizist M.E. als sein Verbindungsoffizier.

«Die Männer wussten in allen Details über meinen Fall Bescheid», sagt einer der Zeugen. «Es gibt keine Zweifel, dass sie über Informationen direkt von den Mirgrationsbehörden verfügten.» Die beiden angeblichen Geheimdienstler brachten in der Folge noch einen weiteren Mann ins Spiel: K. W.* sei ihr Mann beim Migrationssekretariat. W. sei enorm einflussreich und könne dafür sorgen, dass das Problem mit den Behörden in Kürze gelöst und eine Aufenthaltsbewilligung da sei, versprachen sie. Natürlich koste der Service eine Kleinigkeit: Bis zu 30’000 Franken nahmen der Mazdonier und der Ex-Polizist ihren Opfern ab.

Opfer von Verschwörung

Glaubt man den Ermittlern von Inter-Dek haben die beiden «Geheimdienstler» auf diese Weise über 200’000 Franken ergaunert. Rund 80’000 Franken sollen an den Mann vom SEM geflossen sein.

20 Minuten erreichte B. M. in Mazedonien. Auf die konkreten Fragen ging er nicht ein, wortreich stellt er sich stattdessen als Opfer einer grossen Verschwörung dar. Und: Er arbeite nach wie vor für einen Nachrichtendienst, allerdings nicht mehr für den schweizerischen.

Ex-Polizist M. E. wollte auf Anfrage keinerlei Stellung nehmen. Beim fedpol bestätigt man lediglich, dass der Mann dort gearbeitet hat, in welcher Funktion wird nicht bekannt gegeben. Hauptberuflich arbeitet M. E. heute als Ermittler für einen weltweit tätigen Schweizer Konzern.

Ermittlungen laufen

K. W. vom SEM erreicht 20 Minuten ebenfalls im Ausland, wo er arbeitshalber weilt. Den Vorwurf der Bestechlichkeit weist der Mann weit von sich. Er kenne auch die beiden Männer nicht persönlich. Von 20 Minuten auf einen Mailverkehr zwischen ihm und dem Mazedonier B. M. angesprochen, räumt er ein, diesem schon mal eine Anfrage bezüglich Einreisesperren beantwortet zu haben. Vielleicht sei es nicht ganz optimal gewesen, dies einfach so per Mail zu tun. Kann man so sagen.

Informationen wie Einreisesperren werden in den Fahndungssystemen SIS und Ripol abgelegt und unterliegen dem Amtsgeheimnis. Sie dürfen nur an Berechtigte herausgegeben werden. Sonstige vertrauliche Angaben habe keine gemacht, beteuert K. W., Geld entgegengenommen sowieso nicht. Bleibt die Frage, woher B. M. und M. E. ihre detaillierten Informationen hatten.

Das SEM hat am Mittwoch als Folge einer Anfrage von 20 Minuten eine interne Untersuchung einleitet. Die Kantonspolizei Luzern bestätigt, dass Ermittlungen gegen B. M. und Co. laufen.

* Namen der Redaktion bekannt (eli)

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