Hunde sollen mit lebenden Füchsen trainieren
Damit Jäger ihre Hunde bei der Fuchsjagd einsetzen können, müssen diese an lebenden Tieren trainieren. In der Schweiz sind neue Trainingsanlagen geplant.
Die Jagdsaison ist eingeläutet. Viele Jäger sind mit Hunden unterwegs. Doch egal, ob Bauhund, Stöberhund oder Apportierhund – wenn ein Jäger einen Vierbeiner einsetzen will, muss dieser eine spezifische Ausbildung abgeschlossen haben. Eine Gemeinsamkeit bei der Ausbildung: die Hunde trainieren an lebenden Tieren – so beispielsweise an Füchsen. Solche Ausbildungsplätze existieren derzeit nur im Ausland. Doch das soll sich bald ändern.
Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) bestätigt der Zeitung «Le Matin Dimanche», dass es Diskussionen darüber gebe, einen Trainingsparcours für die Fuchsjagd in der Deutschschweiz zu errichten. Dort dürften die Hunde die Jagd mit lebenden Füchsen trainieren.
Wo, ist noch unklar
Zwar gebe es noch keine Baugenehmigung für einen solchen Trainingsparcours. Gemäss der Zeitung haben aber einige Jagdverbände konkrete Pläne. Wo genau die Ausbildungsstätte für Jagdhunde entstehen soll, habe niemand sagen wollen – aus Angst vor Kritik.
Ähnliche Pläne gab es bereits vor rund drei Jahren. Damals wollte man einen künstlichen Fuchsbau in Wettingen AG erstellen. Tierschützer reichten eine Petition ein, das Projekt wurde gestoppt.
Training im Fuchsbau
Das Training in der Anlage läuft folgendermassen ab: Nachdem ein Fuchs in den Tunnel rennt, lässt der Jäger seinen Hund los. Der soll nun die Fuchsspur verfolgen. Inzwischen hat der Fuchs einen Käfig erreicht, wo auch der Hund später ankommt. Dort soll er dann bellen, um den Jäger zu informieren. Ein Gitter schützt die Beute vor einer Attacke.
Es soll aber auch Vorfälle geben, in denen Hunde den Fuchs angreifen. So klagte eine deutsche Tierschutzorganisation letzten Oktober, weil ein Fuchs in einer solchen Anlage verletzt wurde.
«Stresslevel liegt innerhalb Toleranzgrenze»
«Der Fuchs versteht nicht, was mit ihm geschieht, und kann nicht flüchten», sagt Vanessa Gerritsen von der Stiftung Tier im Recht zur «Le Matin Dimanche». «Der Fuchs ist komplett verängstigt.» Sara Wehrli vom Schweizer Tierschutz: «In der Natur können die natürlichen Feinde eines Fuchses nicht in seinen Bau eindringen. Wenn jetzt ein Hund dort mehrmals in der Woche auftaucht, wird der Fuchs einem enormen Stress ausgesetzt.» Für beide Organisationen steht die Trainingsmethode im Widerspruch zum Schweizer Tierschutzgesetz. Dieses verbietet es, ein Tier ungerechtfertigterweise in Angst zu versetzen.
Walter Müllhaupt, Präsident der Arbeitsgemeinschaft für das Jagdhundewesen, widerspricht: «Wissenschaftliche Studien in Deutschland belegen, dass der Stresslevel des Fuchses innerhalb der Toleranzgrenze liegt.» Jäger befürworten solche Anlagen, weil sie von Gesetzes wegen keine untrainierten Hunde für die Jagd einsetzen dürfen. Derzeit lassen sie ihre Hunde im Ausland ausbilden und setzen sie dann in der Schweiz ein.
Auch Wildscheine und Enten sind erlaubt
Gemäss «Le Matin Dimanche» werden nicht nur Füchse für die Ausbildung von Jagdhunden eingesetzt. Seit 2014 ermöglicht die Tierschutzverordnung auch die Verwendung von Wildschweinen und Vögeln. Die Jagd von ersteren wird in einem mehrere Hektare grossen Park im Wald trainiert. «Hunde müssen lernen, wie sie sich richtig verhalten, wenn sie einem Wildschwein begegnen, das aggressiv sein kann», sagte Thomas Stucki, Leiter der Jagd und Fischerei des Kantons Aargau.
Für das Training mit Vögeln wird diesen eine Art Papiermanschette um die Flügel gelegt. Gemäss Martin Baumann, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bafu, wird das Papier bei der Berührung mit dem Wasser schwer und verhindert für eine gewisse Zeit, dass die Vögel davonfliegen, damit der Hund sie verfolgen kann.