Kinder-Ehe in Deutschland: “Das hübscheste Mädchen wird gleich weggeschnappt”

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Morhaf heiratete ein 15-jähriges Mädchen

Für die syrischen Flüchtlinge ganz normal – für uns ein Tabubruch

Aya und Morhaf leben in Sachsen-Anhalt – sie ist 16, er 28. Beide wurden nach islamischem Recht verheiratet. Eine Kinder-Ehe, die es in Deutschland so nie geben würde, doch unter den Geflüchteten ist das ganz normal.

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Der 28-jährige Morhaf heiratete ein 15-jähriges Mädchen.

“Ich lebe ein glückliches Leben mit ihm und er beschützt mich. Ich glaube, das ist Allahs Wille, dass wir zusammen sind und auch bleiben”, sagt die 16-Jährige, die mit Morhaf in einer kleinen Wohnung in Sachsen-Anhalt lebt. Eine Zwangsehe sei es auf keinen Fall, beteuern beide. Sie hätten aus Liebe geheiratet. Doch konnte Aya, die bei der Hochzeit gerade 15 und noch ein Mädchen war, das überhaupt selbst und frei entscheiden?

“Was andere denken, interessiert mich nicht. In Syrien ist das ganz normal: Das hübscheste Mädchen wird gleich weggeschnappt. Es kann unmöglich warten, bis es 18 ist. Und schau doch mal: wenn wir jetzt nur ein Paar wären und wir würden in der gleichen Wohnung wohnen, würde es niemanden interessieren, das ist nur, weil wir verheiratet sind”, erklärt Morhaf.

Die beiden haben sich auf der Flucht kennengelernt – in Libyen. Er sprach sie aber nicht selbst an, das mache man im Islam einfach nicht. Morhaf bat stattdessen seinen Vater, Verlobung und Hochzeit mit der Familie des Mädchens zu arrangieren. Sie war zu dieser Zeit noch nicht einmal 15.

“Meine Mutter kam und sagte, ich werde ein schönes Leben führen. Dann habe ich gesagt, ich bräuchte zwei Wochen Bedenkzeit, ob ich ihn als Ehemann nehmen will. Letztendlich habe ich mich für ihn entschieden und mich auch in ihn verliebt”, sagt das schüchterne Mädchen. Kontakt zur Außenwelt haben die beiden kaum, lediglich zur Familie und Freunden aus Syrien.

Eine 16-Jährige als Ehefrau – für viele Deutsche ein besonders deutlicher Beleg der Vorstellung, dass mit dem Flüchtlingsstrom zwei Welten aufeinander prallen. Im Fall von Aya und Morhaf hat der Sozialarbeiter der Familie verschiedene Ämter zwar informiert, eine genaue Prüfung hat es offenbar aber noch nicht gegeben.

“Bei uns wurden auch Mädchen mit 13 oder noch jünger verheiratet, ich selbst habe mit 17 geheiratet. Ich wünsche mir auch für meine jüngste Tochter, dass sie so ein Glück hat, dass sie einen so guten Mann bekommt”, sagt Ayas Mutter. Sie besucht auch weiter die Schule, ihr Mann habe darauf bestanden. Immerhin. Doch es gibt auch andere Kinder-Ehen.

Adiya gelang die Flucht aus einer Zwangsehe. Sie blieb nur aus Angst bei ihrem Mann, doch irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. Mit Hilfe einer Freundin floh sie vor ihrem Mann. Heute lebt sie unter Polizeischutz an einem geheimen Ort.

Zwangsehen sind ein Verbrechen, auch unter den jetzt in Deutschland registrierten Kinder-Ehen vermuten Experten solche, die gegen den Willen der Mädchen geschlossen wurden. Die Ehe von Aya, die zur Hochzeit 15 war, und Morhaf sei, so sagen es beide, keine Zwangsehe. Doch auch solche Hochzeiten von Minderjährigen stehen jetzt im Fokus der Politik – manche fordern: sie sollen in Deutschland künftig nicht mehr anerkannt werden.

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