Kyriakos Mitsotakis: “Niemand wird illegal passieren”
Griechenlands Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hat bekräftigt, dass es von der Türkei aus keine Grenzübertritte nach Griechenland geben werde. “Die Moral ist groß, wir machen unsere Arbeit, angesichts der nationalen Anstrengung ist das ganze Volk vereint. Es wird niemand illegal passieren”, versicherte er in Alexandroupolis, wie der griechische Fernsehsender Skai berichtete. “Griechenland kann nicht erpresst werden und lässt sich nicht erpressen.” An die EU gewandt sagte Mitsotakis: “Griechenlands Grenzen sind auch Europas Grenzen.”
Der Premierminister war in die nordostgriechische Hafenstadt gereist, um am Mittag EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, EU-Ratschef Charles Michel und den Präsidenten des Europaparlaments, David Sassoli, zu empfangen. Die EU-Politiker wollen sich ein Bild von der Situation an der griechisch-türkischen Grenze verschaffen.
Auf der griechischen Insel Lesbos campen neuerdings Hunderte Geflüchtete im Hafen von Mytilini. Es handelt sich zum Großteil um jene rund 500 Migrantinnen und Migranten, die am Wochenende illegal von der Türkei nach Griechenland übersetzten. Sie seien von den Behörden und Hilfsorganisationen gar nicht erst ins offizielle Auffanglager Moria gefahren worden, weil es überfüllt ist, sondern in einen mit Gittern abgegrenzten Bereich des Hafens gebracht worden, heißt es vor Ort.
“Die Lage auf Lesbos ist extrem angespannt”
Auch Menschen, die sich bereits auf der Insel aufhielten, zieht es an den Hafen. Sie erzählen, dass sie Gerüchte gehört hätten, wonach Schiffe vor allem Familien nach Athen bringen würden. “Die Lage auf Lesbos ist extrem angespannt”, sagte Boris Cheshirkov, der für das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) auf Lesbos ist.
Eine Erstanlaufstelle, die im Norden der Insel errichtet worden ist, sei am Wochenende von Randalierern niedergebrannt worden, sagte Cheshirkov. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sowie Journalistinnen und Journalisten seien angegriffen worden. Bei den Vermummten handele es sich allem Anschein nach um Bewohnerinnen und Bewohner der Insel. In griechischen Medien war auch von Rechtsradikalen die Rede.
Auf Lesbos leben derzeit nach Angaben des griechischen Staates fast 20.000 Geflüchtete und migrierte Menschen. Das Flüchtlingslager Moria, ein ehemaliges Gefängnis, hat nur eine Kapazität von 2.800 Plätzen. Die übrigen Menschen campen um das Lager herum, in Unterkünften von Hilfsorganisationen und nun auch am Hafen.
Tausende harren in der Türkei aus
Auf der türkischen Seite harren Tausende Migranten aus, nachdem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan am Samstag verkündet hatte, die Türkei habe für Flüchtlinge die Grenzen zur EU geöffnet. Daraufhin hatte die Regierung in Athen am Sonntag beschlossen, Griechenland werde einen Monat lang keine neuen Asylanträge annehmen und Polizei sowie Militär an der Grenze verstärkt.
EU-Außengrenze – Gewalt gegen Flüchtende im türkisch-griechischen Grenzgebiet
Laut griechischen Behörden haben seit Sonntag mindestens 1.000 Migranten die Inseln der Ägäis erreicht. Griechische Grenzschützer gehen aggressiv gegen Migranten vor. © Foto: GettyImages
Griechische Sicherheitskräfte nahmen in der Nacht zum Dienstag 45 Migranten fest, die illegal von der Türkei über die Grenze kamen. Das berichtete der griechische Staatssender ERT. Die Menschen stammten demnach hauptsächlich aus Afghanistan, Pakistan, Marokko und Bangladesch. Darüber hinaus sei die illegale Einreise von mehr als 5.000 Menschen verhindert worden.