Feuerwehr wird beleidigt und angepöbelt

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«Es ist schwierig, wenn man brandschwarz angelogen wird, mutwillig Sperren umgangen oder Abschrankungen einfach abgeräumt werden», schreibt der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Muotathal Edgar Betschart im Infoblatt der Schwyzer Gemeinde. Seine empörten Äusserungen beziehen sich auf Vorfälle rund um das heftige Hagelgewitter, das am 24. Juni über dem Muotathal niederging. Es kam zu Überschwemmungen und Murgängen. Eine Person wurde im Auto mitgerissen und gilt seither als vermisst.
«Wir suchten bis Mitternacht nach ihm», so Betschart. Je länger der Einsatz gedauert habe, desto mehr hätten der Kommandant und seine Leute die Akzeptanz, den Respekt und das Verständnis diverser Leute vermisst. «Einige reagierten ganz klar unter der Gürtellinie und beschimpften die Feuerwehr-Mannen primitiv und unflätig.» Da alle in der Rettungsorganisation ihren Dienst freiwillig machten, habe manch einer diese Pflicht hinterfragt.

«Autofahrer stiegen aus und bedrohten Feuerwehrleute»

Laut Mike Schwegler, Präsident des Schwyzer Feuerwehrverbands, sind die Vorfälle im Muotathal keine Ausnahme. «Werden Verkehrswege gesperrt, haben wir Leute, die sich aufregen, ausrufen, hupen oder Beleidigungen herausschreien.» In zwei Fällen sei es sogar fast zu Tätlichkeiten gekommen. «Die Autofahrer stiegen aus, gingen auf die Feuerwehrleute los und bedrohten sie.» Auch könne man Absperrungen nicht mehr unbesetzt lassen. «Sonst fahren die Leute einfach an der Absperrung vorbei oder räumen sie weg.»

In Bern kennt man das von der Sperrung wichtiger Verkehrsachsen. «Die Automobilisten verstehen das nicht und manch einer rastet aus – die Hemmschwelle ist definitiv gesunken», sagt Feuerwehrinspektor Peter Frick. Im Kanton Bern sei es in so einem Zusammenhang sogar schon zu einer Tätlichkeit gekommen: «Ein Velofahrer wollte sich die Durchfahrt nicht verbieten lassen.»

«Es gibt Handlungsbedarf»

Pöbeleien und Beleidigungen bei Umleitungen kennt man auch im Kanton Luzern. Feuerwehrinspektor Vinzenz Graf betont, dass die Akzeptanz für die Arbeit der Feuerwehr immer noch gross sei, man stelle aber eine gewisse Verrohung der Sitten fest. Er rät bei groben Beleidigungen darum zu einer Anzeige, «so etwas muss man sich in Ausübung des Dienstes nicht gefallen lassen».

Direktor Robert Schmidli vom Schweizerischen Feuerwehrverband sagt dazu:«Wir haben in der ganzen Schweiz festgestellt, dass Absperrungen ohne Personal nicht respektiert werden. Wenn Personal dort steht, kommt es vor, dass es beschimpft und beleidigt wird.» Auch wenn das Phänomen nicht total neu sei, gebe es nun Handlungsbedarf, so Schmidli.

Auf dem Traktandum bei Feuerwehrkonferenz

In den Ausbildungskursen des Verbandes kämen die Ausfälligkeiten bereits zur Sprache. «Wir wissen etwa, dass es wichtig ist, möglichst viele Informationen weiterzugeben.» Bei Extremereignissen habe die Kommunikation aber oft nicht die höchste Priorität, «da fehlt der Bevölkerung oft das Verständnis». Um Lösungen zu finden, stehe das Thema nun an der gesamtschweizerischen Konferenz der Feuerwehrverbände auf der Traktandenliste.

(ann)

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